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Haard-/Johannesschule Marl

Das alles haben wir erlebt

Das Thema Wald ist in unserer Schule im Lehrwerk der vierten Klassen festgeschrieben. Deshalb und aufgrund des Standortes der Haard-Johannesschule lag es nahe, ein handlungsorientiertes Projekt (Inklusive Schule) zum Thema durchzuführen. Unsere Schule liegt in fußläufiger Erreichbarkeit am Waldgebiet „Die Haard“. Fast alle fußläufigen Ausflüge und unterrichtlichen Erkundungen, Arbeitsgemeinschaften der Offenen Ganztagsschule führen dorthin. Die Kinder verfassten gemeinsam einen Brief an den zuständigen Förster (Albert Oelmann, Wald und Holz NRW, Haltern am See) und fragten ihn, welche Bäume vorrangig in der Haard vorkommen und ob er sie ihnen zeigen würde. Herr Oelmann schrieb zurück und wir vereinbarten einen Termin für einen Waldgang. Er stellte uns als TOP-SIX der Haard die Buche, die Birke, die Eiche, die Roteiche, die Lärche und die Kiefer vor. Die Kinder sammelten eifrig entsprechende „Beweisstücke“, Blätter, Ästchen, Zapfen, Früchte, Rindenabdrücke, die sie mit zurück in die Schule nahmen und den entsprechenden Bäumen zuordneten. Die Blätter wurden gepresst und später im Kunstunterricht mit den passenden Rindenabdrücken zu den jeweiligen Bäumen „zusammengebaut“. Im begleitenden Sach- und Deutschunterricht stellten die Kinder ein individuell gestaltetes „Waldbuch“ an Stationen und mit selbst gesammeltem Material zusammen. Jedes Kind versuchte im Portal „Hamsterkiste“ das Kapitel Bäume mit einem abschließenden Wissenstest zu absolvieren. Ausführlich und in gemeinsamer Arbeit wurden Steckbriefe unserer TOP-SIX erstellt. Da die vorgenannten Baumarten alle weibliche Artikel haben, wurden zu jeder Art weibliche Vornamen zusammengestellt, über die abgestimmt wurde (Lisa, Lara und Leonie –Lärche – und Kanita – Kiefer – sind Mädchen aus der Klasse, die sehr stolz waren, dass ihre Namen nun an „berühmte“ Bäume vergeben wurden). Auch die Beschilderung unserer Schulbäume wurde gemeinsam erörtert: Schließlich wurden unsere Schulbäume im Dezember mit Unterstützung des Försters und einiger Eltern am Haardgrenzweg gepflanzt und beschildert.

Und das ist in Bewegung geraten

Es soll allen Kindern – nicht nur denen der momentan durchführenden Klasse – Gelegenheit bieten, eine affektive Beziehung zu völlig andersartigen Lebewesen aufzubauen, diese als solche zu erkennen und zu respektieren. Es soll gemeinsam empfundene Verantwortung wecken für den Fortbestand des schulnahen Waldes, indem durch gegenseitige Hilfe und Unterstützung Bäume angepflanzt und in ihrem Wachstum beobachtet werden. Durch sinnes- und handlungsorientierte Herangehensweise an das Thema wird jedem Kind der Zugang zum Lebensraum Wald ermöglicht. Durch „Personifizieren“ (Namensgebung) der gepflanzten Bäume stellen alle Kinder eine innigere Beziehung zu ihnen und zum Lebensraum her. Durch Dokumentation der Pflanzung auf dauerhaften Schildern an den Bäumen entwickeln die Kinder eine gemeinsame Zukunftsperspektive, nämlich das Wachstum der selbst gepflanzten Bäume zu verfolgen und bewusst wahrzunehmen (Bäume sind nicht „fertig“, wenn ich sie sehe, sondern sie leben und wachsen wie ich – und doch ganz anders…) Alle Kinder dieser GL- (Gemeinsames Lernen) Klasse können sich an diesem Projekt ihren Fähigkeiten entsprechend beteiligen, da sich alle gegenseitig helfen. So wurde z. B. von den Kindern vorgeschlagen, einen Bollerwagen mitzunehmen für Kinder, die bei den Waldgängen nicht die ganze Strecke zu Fuß schaffen könnten. Jedes Jahr soll Höhe und Umfang der Bäume gemessen und aufgeschrieben werden. So nehmen die Schülerinnen und Schüler die Bäume als wachsende/sich entwickelnde Lebewesen wahr, die trotz gleicher Art individuelle Entwicklungsunterschiede haben können (zum Vergleich wurden immer zwei Exemplare einer Art gepflanzt). Durch diese kleine Maßnahme können die Schülerinnen und Schüler ein eigenes Verantwortungsbewusstsein für den Lebensraum Wald und „ein waches Auge“ für den Fortbestand der Haard entwickeln. Der „Haardgrenzweg“, an dessen Rand die Bäumchen in Schulnähe gepflanzt wurden, ist - wie der Name sagt - die südliche Begrenzung des großen Waldgebietes. Er ist als Spazierweg zur Naherholung sowohl für Bewohner des anliegenden Stadtteils als auch für Erholungssuchende aus dem ganzen Ruhrgebiet ein beliebter Weg und somit recht stark frequentiert. Hierdurch ist der Bezug zur Öffentlichkeit gegeben, zumal unsere Bäumchen mit den Namensschildern recht auffällig sind. Zur Namensgebung und Schildereinweihung wurde die Presse eingeladen, um öffentliche Aufmerksamkeit und Teilnahme zu bewirken.

Mit Hilfe dieses langfristig angelegten Projektes haben nachfolgende Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, als „Paten“ das Wachstum der „schuleigenen“ Bäume zu verfolgen, zu dokumentieren und die ermittelten Daten an die nächste „Schülergeneration“ weiterzugeben. Mit Hilfe der von Aktion Wald! zur Verfügung gestellten Materialien und der finanziellen Unterstützung wurden den Kindern wunderschöne, überaus motivierende Naturerlebnisse ermöglicht.

Beate Siering-Oster, Lehrerin
http://haard-johannesschule.weebly.com/
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